Rom, Via Tiburtina










































Der Bus bremste plötzlich ohne erkennbaren Grund, hupte, und schwenkte ruckartig nach rechts, und sofort wieder nach links, und kam hundert Meter weiter an einer Haltestelle zum Stehen. Die Fahrgäste waren von einer Seite auf die andere geschleudert worden, und verrenkten sich die Köpfe, um den Grund dieses plötzlichen Manövers herauszufinden. Ich stieg aus und lief den Bürgersteig entlang. Da stand mitten auf der Straße vor einem Kanaldeckel eine kleine, untersetzte Frau, mit kurz geschnittenem, grauem Haar in Wanderschuhen, langer Hose und Rollkragenpulli. Was macht sie da? Autos hupten und veranstalteten das gleiche Manöver wie zuvor der Bus. Eben zog sie ihre Hose aus, zerriss sie in Stücke, und stopfte die einzelnen Fetzen in das Loch in der Mitte des Gullys. Ungläubig blieb ich stehen. Jemand rief ihr etwas zu, sie nahm aber keine Notiz davon. Einige Passanten machten amüsiert Bemerkungen. Die Frau aber, war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie durch nichts abzulenken war. Im Nu waren alle Teile der Hose in der Kanalisation verschwunden. Ich verschwand im Supermarkt, der sich an der Ecke befand. Drinnen standen zwei junge Kassiererinnen hinter einer gläsernen, automatischen Tür, und warteten gespannt, was sie wohl als nächstes tun würde. Nachdem ich meine Einkäufe getätigt hatte, und vor die Tür trat, brachen die Kassiererinnen in schallendes Gelächter aus. Die Frau hatte gerade ihre Unterhose ausgezogen. Nun stand sie da in der Kälte eines ungemütlichen Januartages, und bückte sich hinunter zum Gully, um sie dort verschwinden zu lassen. Dabei streckte sie uns ihre drallen Pobacken entgegen. Binnen Sekunden war das Stück in der Kanalisation auf nimmer wiedersehen verschwunden. Die Frau neben mir telefonierte mit ihrem Handy. Kurze Zeit später kam ein Polizeiwagen angefahren. Eine Polizistin stieg aus und ging in aller Ruhe auf die Frau ohne Unterhose zu. Die Beiden lächelten sich an wie zwei alte Freundinnen. Die Polizistin faltete eine dunkelblaue wollende Decke auseinander, und wickelte sie der Frau um den Unterleib. Sie schien nichts dagegen zu haben. Dann nahm sie sie bei der Hand, sie stiegen in den Streifenwagen, und fuhren davon.



Elefanten im Hwange Nationalpark, Simbabwe



Ich hatte von den vielen Elefanten im Hwange Nationalpark gehört. Von Victoria Falls waren zweihundert Kilometer zu überwinden, was allerdings ohne Auto in Simbabwe etwas schwierig war. Aber ich hatte Glück. Bei der Anmeldung im Büro von Victoria Falls Town lernte ich ein argentinisches Ehepaar kennen, das mir anbot, mich in ihrem Wagen mitzunehmen.



Am folgenden Tag bezog ich, nach einer kurzweiligen dreistündigen Fahrt mit den beiden, im Camp des Hwange Nationalparks eine kleine Hütte, und schloss mich gegen Abend einer Pirschfahrt an. Eines der Ziele war eine Aussichtsplattform an einer Wasserstelle, an der das Wild der Umgebung, vor allem in den Abendstunden, eintrifft.
Die Elefanten in Afrika werden immer weniger. Schuld daran ist der Elfenbeinhandel, der eine wahre Blutspur durch den Kontinent zieht. Ein Aufgebot von Wilderern, metzelt ganze Elefantenfamilien nieder. Der Bestand ist, besonders in Ländern Zentralafrikas, bedrohlich geschrumpft, ja sogar vom Aussterben bedroht.
Der Hwange Nationalpark ist hier eine Ausnahme. In einem Gebiet, doppelt so groß wie Bayern leben inzwischen an die vierzigtausend Elefanten. Die Schäden in der Vegetation sind unübersehbar, besonders in der Trockenzeit. Elefanten fressen täglich im Durchschnitt etwa 170 kg Grünfutter. Sie bevorzugen frisches Gras. Jedoch wenn der Regen ausbleibt und ihr Weidegebiet kahl gefressen ist, wenden sie sich Büschen und Bäumen zu, die sie auch fällen, wenn das Laub außerhalb der Reichweit ihres Rüssels hängt, und ist auch hier alles kahl gefressen, machen sie sich über die Rinden der Bäume her. Es wurden immer wieder Versuche gestartet, der starken Entwicklung der Population Einhalt zu gebieten. Hunderte Elefanten wurden betäubt und auf Lastwagen in andere Landesteile gebracht. Abschußgenehmigungen wurden teuer an wohlhabende ausländische Interessenten versteigert, aber die Maßnahmen reichen nicht aus.
Und trotzdem darf man nicht verschweigen, dass auch hier Wilderer aus Sambia die Grenze überqueren, um ihr blutiges Unwesen zu treiben.
Wie dem auch sei, für Besucher des Parks ist es ein wirkliches großartiges Erlebnis, Elefanten in so großer Anzahl und in allen Altersstufen so nah erleben zu dürfen.





                                                                
























Ich hatte eine Farm in Afrika.... Kenia

























Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fuße der Ngongberge. Hundert Meilen nördlich verlief der Äquator durchs Hochland… So beginnt die Geschichte in dem Buch “Afrika dunkel lockende Welt“, später verfilmt von Sydney Pollack unter dem Titel “Jenseits von Afrika” mit Meryl Streep, Robert Redford und Klaus Maria Brandauer in den Hauptrollen. Der Film gewann sieben Oscars und drei Golden Globes

Hinter dieser Geschichte steht jedoch keine Romanfigur, sondern eine reale Frau: die Dänin Tania Blixen. Sie traf im Januar 1913 nach einer Schiffreise von neunzehn Tagen in Kenia ein, und bewirtschaftete dort 18 Jahre lang mit wechselndem Erfolg eine Kaffeefarm, was in einer Höhe von zweitausend Meter von vornherein ein schwieriges Unterfangen war.

Heute ist das ehemalige Farmhaus, das ungefähr zehn Kilometer von Nairobi entfernt ist, ein Museum. Es entstand den achtziger Jahren. In den Räumen des Hauses hat man mit alten Möbeln und Fotografien den Geist jener Zeit eingefangen, und wenn man über das weitläufige Gelände spaziert, kann man die Atmosphäre nachspüren, die einem durch das Buch, aber vor allem durch den Film vermittelt wird. Die Kaffeeplantage existiert nicht mehr.
Jenseits von Afrika, die ungewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte einer außergewöhnliche Frau.

Ngongberge


Sambesi und Victoria Fälle, Simbabwe
























Die Afrikaner nennen sie donnernder Rauch. Es herrscht Trockenzeit, und doch hörte ich die Victoriafälle schon von weitem, und erblickte die Gischtwolke die über sie schwebte.
Die Reise des Sambesi beginnt im Hochland von Sambia. Seine Quelle liegt auf einer Höhe von 1500 Meter. Somit hat dieser mächtige Strom während seines 2.600 Kilometern langen Laufs, zahllose Wasserfälle und Stromschnellen zu überwinden. Erst in Mosambik erreicht er Meereshöhe und ergießt sich in einem gewaltigen Delta in den Indischen Ozean. In der Trockenzeit besteht der Sambesi oft nur aus vielen schmalen Rinnsalen. Wenn jedoch im November die Regenzeit beginnt, und Wassermassen den Strom anschwellen lassen, verwandeln sich seine Ufer in ein gigantisches Überschwemmungsgebiet, das eine Breite von mehr als 20 Kilometer überschreitet, und Mensch und Tier das Leben kostet.




















Nachdem der Sambesi fast die Hälfte seines Laufs hinter sich gelassen hat, stürzt er sich hier im Norden Simbabwes, an der Grenze zu Sambia, über eine Breite von 1,7 Kilometer in eine 110 Meter tiefe Schlucht. Es sind die größten Wasserfälle Afrikas, doppelt so hoch wie die Niagarafälle an der Grenze zu Kanada. In der Regenzeit steigt eine mehrere hundert Meter hohe Wolke aus Sprühnebel über den Wasserfällen empor. Noch in 20 Kilometer Entfernung kann man sie sehen.
Jetzt in der Trockenzeit verzweigt sich der Sambesi in viele einzelne Flussläufe, die man in der Uferzone stellenweise überqueren kann. Ein Hochgefühl beschlich mich, als ich am Rand der Schlucht in die Tiefe schaute, und sah wie der Sprühnebel in allen Regenbogenfarben schimmerte. Ich bin sicher:  die Victoriafälle können es mit allen Wundern dieser Welt aufnehmen.







Rom, Piazza Santa Maria Maggiore

























Vor einem Kiosk, gegenüber der Piazza Santa Maria Maggiore, stand am Straßenrand im tosenden Verkehr, ein Häuschen aus Pappkarton. Es war ungefähr 2,50 m lang, 1,5 m hoch, beklebt mit Veranstaltungsplakaten und Kosmetikwerbung, abgedeckt mit Klarsichtfolie und mit weißer Kordel verschnürt wie ein Päckchen.
Vor dieser Behausung saß auf einem umgestülpten blauen Getränkekasten eine ältere, hagere Frau, ja ich möchte fast sagen, eine Dame. Sie war weder verlumpt noch verwahrlost, sondern glich eher einer Person die in Boutiquen ein- und ausgeht. Sie trug eine schwarze, schmale Hose und einen anliegenden, schwarzen Pulli. Der einzige Stilbruch waren ihre braunen Kordpantoffeln. Sie fiel mir zum ersten Mal auf, als sie gerade mit einer Tube Shampoo in der Hand, an einem Brunnen eine Plastikflasche mit Wasser füllte, und sich im Rinnstein die Haare wusch. Anschließend setzte sie sich in die Sonne und ließ sie trocknen. Das Haar war grau, kinnlang und akkurat geschnitten.
Ich machte mir am Zeitungsstand vor dem Kiosk zu schaffen, und hörte wie sie Selbstgespräche führte, genau genommen schimpfte sie. Was mich aber vollkommen überraschte, sie sprach Deutsch. Ich versuchte mit ihr ins Gespräch zu kommen, jedoch sie reagierte abweisend und behauptete Italienerin zu sein.
Ich habe oft über sie nachgedacht. Was war im Leben dieser Frau passiert, dass sie in einem fremden Land in der Obdachlosigkeit landete. Als ich sie im Frühling wieder aufsuchte, war das Papphäuschen verschwunden. Scheinbar hatte man es entfernt, nur sie selbst konnte man offenbar nicht vertreiben. Sie saß immer noch auf dem umgestülpten Getränkekasten und ihre ganze Habe war im Einkaufwagen eines Supermarkts verstaut.
Jedoch einen Herbst später war sie und die Behausung wieder da, im neuen Outfit, am Straßenrand zwischen Mülltonnen und parkenden Autos.


 
                                                                          



New York, Manhattan







































Mir taten die Füße weh. Ich war den ganzen Tag durch die Straßenschluchten von Manhattan gelaufen, hatte mir unzählige Schaufenster angeschaut, war in duzenden von Läden ein und wieder aus gegangen, und hatte nur noch den Wunsch die Schuhe von den Füßen zu schleudern, und mich unter die Dusche zu stellen.
Ich betrat im Hotel den Aufzug und drückte auf die sechzehn. Kurz darauf hielt er mit einem kurzen Ruck auf der Ebene des Restaurants und die Schiebetür öffnete sich. Zwei Männer in Freizeitkleidung traten ein. Einer von ihnen wirkte sehr müde und machte ein griesgrämiges Gesicht. Der Zweite nahm die Brille von der Nase, lies sie von einer Hand in die andere wandern und ergriff dann das Wort. Ich traute meinen Ohren nicht, als er seinen Freund in meinem Heimatdialekt ansprach: Was ist nun, kommst du heute Abend mit oder nicht? Der Andere schaute weiter brummig vor sich hin und schwieg. Nachdem ich mich von meiner Überraschung erholt hatte, gab ich für ihn die Antwort, ebenfalls in meinen Dialekt: Du siehst doch, er hat keine Lust. 
Nach einem Moment der Verblüffung brach ein schallendes Gelächter aus. Der Aufzug hielt und draußen auf einem langen Korridor plauderten wir munter weiter und stellten fest, dass unsere Wurzeln in Deutschland nur acht Kilometer voneinander entfernt waren, uns noch nie zuvor begegnet waren und nun hier, unter Millionen von Menschen, im gleichen Hotel im sechzehnten Stock fast Tür an Tür wohnten. 
Sicher hat jeder von uns schon einmal feststellen müssen, wie klein die Welt ist. Man fliegt hunderte von Kilometer und es läuft einem sozusagen ein Nachbar über den Weg. Aber hatten sie so ein Erlebniss schon einmal auf solch kleinen Raum? Die Welt ist wirklich ein Dorf.

Mallorca, eine Insel mit vielen Gesichtern.


























Sicher gibt es viele Gründe nach Mallorca zu fliegen. Der Grund warum ich dort landete, war eher ein “klein beigeben”. Ich hatte bereits eine vorgefasste Meinung, denn was ich über die Insel gehört hatte, gefiel mir nicht. Jedoch lernte ich auf dieser Reise ein Fleckchen Erde kennen, auf dem ich soviel Schönheit nicht für möglich gehalten hätte.
Als wir in Sóller ankamen, war ich gleich verzaubert von diesem Städtchen das sich am Fuße der Serra de Tramuntana, in ein grünes Tal schmiegt. Sóller ist für seine Orangen berühmt. Die Stadt ist umgeben von Orangengärten und bei jedem Spaziergang begleitet einen der aromatisch süße Duft weißer Blüten. Orangenbäume tragen Blüten und Früchte zur gleichen Zeit.
Wir unternahmen jeden Tag Wanderungen. Durchquerten alte knorrige Olivenhaine, schattige Steineichen- und Pinienwäldchen. In fast tausend Meter Höhe folgten wir in einer spektakulär schönen, wilden Landschaft, alten Pilgerwegen mit einem atemberaubenden Blick auf das Meer. So erkundeten wir die bizarr geformte Bergkette der Serra de Tramuntana, die sich an der ganzen Westküste entlang zieht.




Hier oben begegnet man noch wilden Ziegen, die einen mit neugierigen Blicken verfolgen. In den letzten Jahren, so erzählte man uns, haben sie sich stark vermehrt. Man ist besorgt darüber, weil sie die Vegetation kahl fressen und die Aufforstung in Gefahr bringen. Inzwischen ist man dazu übergegangen, Setzlinge mit Drahtgitter zu schützen.