Die Afrikaner nennen sie donnernder Rauch. Es herrscht Trockenzeit, und doch hörte ich die Victoriafälle schon von weitem, und erblickte die Gischtwolke die über sie schwebte.
Die Reise des Sambesi beginnt im Hochland von Sambia. Seine Quelle liegt auf einer Höhe von 1500 Meter. Somit hat dieser mächtige Strom während seines 2.600 Kilometern langen Laufs, zahllose Wasserfälle und Stromschnellen zu überwinden. Erst in Mosambik erreicht er Meereshöhe und ergießt sich in einem gewaltigen Delta in den Indischen Ozean. In der Trockenzeit besteht der Sambesi oft nur aus vielen schmalen Rinnsalen. Wenn jedoch im November die Regenzeit beginnt, und Wassermassen den Strom anschwellen lassen, verwandeln sich seine Ufer in ein gigantisches Überschwemmungsgebiet, das eine Breite von mehr als 20 Kilometer überschreitet, und Mensch und Tier das Leben kostet.
Nachdem der Sambesi fast die Hälfte seines Laufs hinter sich gelassen hat, stürzt er sich hier im Norden Simbabwes, an der Grenze zu Sambia, über eine Breite von 1,7 Kilometer in eine 110 Meter tiefe Schlucht. Es sind die größten Wasserfälle Afrikas, doppelt so hoch wie die Niagarafälle an der Grenze zu Kanada. In der Regenzeit steigt eine mehrere hundert Meter hohe Wolke aus Sprühnebel über den Wasserfällen empor. Noch in 20 Kilometer Entfernung kann man sie sehen.
Jetzt in der Trockenzeit verzweigt sich der Sambesi in viele einzelne Flussläufe, die man in der Uferzone stellenweise überqueren kann. Ein Hochgefühl beschlich mich, als ich am Rand der Schlucht in die Tiefe schaute, und sah wie der Sprühnebel in allen Regenbogenfarben schimmerte. Ich bin sicher: die Victoriafälle können es mit allen Wundern dieser Welt aufnehmen.
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