Wir hatten am Morgen die dunstig, flimmernde Ebene von Phönix verlassen, und waren auf einer Hochebene von über 2000 Metern in angenehmen Temperaturen angelangt.
Weites, stilles Land. Canyon Land. Erwartungsvoll folgten wir dem Highway 163. Vor uns eine pfeilgerade, von roter Erde flankierte Straße, und dann tauchte am Horizont eine Landschaft auf, die wir schon oft auf Fotos und in Filmen gesehen hatten. Doch der Moment, in dem die Silhouette der Felsen in gleißender Helligkeit auftauchte, ist mit nichts zu vergleichen. Ich nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen an den Straßenrand rollen. Wir stiegen aus dem Mietwagen und betrachteten das Ereignis vor uns, still, andächtig möchte ich fast sagen. Indianerland.
Es gibt wohl kaum jemand, der diese Landschaft nicht schon einmal gesehen hat, life oder in diversen Magazinen in denen Zigarettencowboys und Werbeautos vor dieser einzigartigen Kulisse in Szene gesetzt werden. Hinzu kommen viele Filme die hier gedreht wurden. In der Tat ist diese Gegend eine unwirkliche Filmkulisse in einem flachen Tal, mit Felsen aus rotem Sandstein, die auf ganz eigene Art geformt sind. Gewaltige von Wind und Wasser modellierte Monolithen, die bis zu einer Höhe von 300 Metern über der Wüste aufragen. Türme und Nadeln, abgeflachte Berge und kühne Bögen beherrschen die Landschaft.
Dieses Land gehörte einmal den Indianern. Daran erinnern nur noch Schilder wie "Indian Reservation". Im 16.- und 17. Jahrhundert wurden sie von den spanischen Konquistadoren aus-gebeutet und zum katholischen Glauben "bekehrt" und im 19. Jahrhundert von den Armeen der Vereinigten Staaten ihres Landes beraubt.
Das Monument Valley die Reservationen von Hopis und Navajos, 120 qkm Wüste, gerade mal so groß wie Walt Disney World in Florida. Wir erfuhren, dass die Navajos eine eigene Regierung haben, die frei gewählt wird, und eine eigene Polizei. Mit 200.000 Mitglieder sind die Navajos heute der größte Ureinwohner-Stamm der USA. Abhängigkeiten von US Firmen erlauben ihnen aber, trotz reicher Bodenschätze, nur eine Existenz an der Armutsgrenze. So verkaufen sie, um zu überleben, ihre kunsthandwerklichen Arbeiten aus Silber und Schafwolle.
Als wichtigste Einnahmequelle dient unübersehbar der Tourismus. Wir passierten zahllose, bunte Souvenirstände, kleine Büros für Touren via Pferd oder für weniger Sportliche mit dem Jeep. Was bei oberflächlicher Betrachtung als profitabel erscheint, ist in Wirklichkeit nur der Versuch zu überleben. Diese Tatsache erfuhren wir im Laufe der folgenden Tage. Zwar dürfen die Navajos das Monument Valley selbst vermarkten, aber die Einnahmen bieten nur den wenigsten Mitglieder des Stammes ein Auskommen. Die Zeiten der großen Wild West Filmproduktionen, und der monumentalen Zigarettenwerbung sind vorbei. Viele halten sich mit dem Verkauf von Schmuck und Kunsthandwerk über Wasser. Nur 20 % der Navajos haben eine feste Arbeit.
Ein unvergesslicher Sonnenaufgang überraschte uns am nächsten Morgen beim Blick aus dem Fenster unseres Zimmers in der Gouldings Lodge. Die vor uns liegenden Tafelberge und Türme aus Sand und Kalkstein glühten in Orange und Rosa. Eine Landschaft wie aus der Zeit geschleudert.
Am besten begibt man sich in die Obhut eines Navajo Guides. Denn erstens bedeutet das Arbeit für die Menschen die hier leben, und zweitens haben sie jemand an ihrer Seite, der wirklich weiß wovon er spricht.