Es regnete Katzen und Hunde. Dicke Regentropfen zerschellten auf dem Asphalt und spritzten den vorübergehenden Passanten an die Beine. Aus verstopften Regenrinnen stürzten Wasserfälle von den Dächern herab, stolperten durch die Gassen und bildeten ausgedehnte Seen auf dem buckligen Kopfsteinpflaster. Ich brachte mich in der Casa delle Letterature, einer Bibliothek für internationale Literatur, auf der Piazza dell` Orologio in Sicherheit. Gedämpfte Stimmen. Ich glaube, die Bibliothek ist der einzige Ort, an dem sogar Italiener flüstern.
Lange Flure im Karree, die hohe Decke trägt ein historisches Kreuzgewölbe. Die Regale gefüllt mit Prosa in unterschiedlichen Sprachen, in einzelne Sektoren unterteilt. Man benutzte eine Holzleiter um an die oberen Fächer zu gelangen.
Meterhohe Bogenfenster zum Innenhof, der mit murmelgroßen Kieselsteinen bedeckt ist. Orangenbäume stehen im Quadrat. Zwischen regennassen Blätter lugten reife Früchte hervor. In der Mitte des Hofes gluckerte und gurgelte ein verwunschener Brunnen. Farne und Flechten bedeckten den grauen Stein.
Leider gibt es diese Bilbliothek seit ein paar Jahren nicht mehr. Einsparungen treffen in Italien den Bereich Kultur übermäßig hart. Viele der fremdsprachigen Bücher findet man heute in der 2006 neu gegründeten Biblioteca Europea, der früheren deutschen Bibliothek es Goethe-Instituts in der Via Savoia in der Nähe der Piazza Fiume. Auch hier zwangen Geldnöte das Institut zu diesen Maßnahmen.
Heute werden die Räumlichkeiten auf der Piazza dell` Orologio, unweit der Piazza Navona, für Ausstellungen genutzt. Ein Blick in die Räumlichkeiten und den Innenhof lohnt sich allemal und draußen auf der Piazza sollte man es nicht versäumen nach oben zu schauen. Der filigrane Glockenturm mit der Uhr, woher der Platz seinen Namen hat (Orologio bedeutet Uhr) wurde im siebzehnten Jahrhundert von einem der bekanntesten Architekten des Barock, Francesco Borromini entworfen und gebaut.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen