Schlendert man durch Straßburg und lässt sich einfach nur treiben, hat man am Ende des Tages den Eindruck, als hätte man mehr als nur eine Stadt gesehen. Diese Wahrnehmung täuscht nicht, denn genau genommen bietet Straßburg mindestens vier gänzlich verschiedene Stadtteile, was sicher auch den Reiz dieser Stadt ausmacht.
Da haben wir natürlich zuerst einmal logischer Weise das französische Straßburg, hinzu kommt das Quartier Allemand (das deutsche Viertel) und das Europäische Straßburg mit modernen Bauten und dem Sitz des europäischen Parlaments.
Für meinen Geschmack aber, ist der schönste Stadtteil: La Petite France, in dem man glauben kann, sich in einem Stadtteil von Venedig zu befinden. Man bewegt sich durch ein Labyrinth von Gassen, Brücken und Kanälen. Das Flüsschen Ill fließt verträumt und unschlüssig in vielen Biegungen durch das Viertel. Nur die eng aneinander stehenden charmanten Fachwerkhäuser erinnern, dass man sich in der Hauptstadt des Elsass befindet.
Im Mittelalter, der Entstehungszeit dieses Viertels, hätte sich jedoch kein Mensch hier verlaufen. In der Luft schwebte ein übles Gemisch aus stinkenden Laugen, Tod und Verwesung. Es war das Viertel der Gerber, der Bettler und Ganoven, der Dirnen und Zuhälter. Sicher wäre das Viertel im Laufe der Jahrhunderte vollkommen verfallen, wäre nicht vor zweihundert Jahren eine Mittelalternostalgie in Mode gekommen. Reisende aus ganz Europa zog es hierher. Die Stadtväter erkannten die Chance und nach und nach entstanden Hotels und Gasthäuser für die feine Kundschaft. Die Häuser wurden saniert und die ehemaligen Bewohner mehr oder weniger aus dem Viertel vertrieben.
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