Der nicht-katholische Friedhof in Rom
























Er hat viele Namen. Man nennt ihn Ausländerfriedhof, oder Protestanten-friedhof, und auch  nichtkatholische Friedhof. Der Name Ausländerfriedhof scheint mir nicht korrekt, denn es wurden auch Italiener hier begraben. Auch Protestantenfriedhof ist nicht gut gewählt, da auch Orthodoxe an diesem Ort ihre letzte Ruhestädte fanden. Meiner Meinung nach trifft die Bezeichnung nicht-katholische Friedhof am ehesten zu.
Die Italiensehnsucht hat ihren Ursprung nicht in unserer Zeit. Sie entstand genau genommen schon vor zweihundert Jahren. Vor allem Engländer, Deutsche und Russen zog es nach Italien. Die Mehrzahl der hier Begraben befassten sich mit der Kunst. Es waren Maler, Bildhauer, Dichter, Architekten die es in den Süden zog, wo sie dann eines Tages ihr Schicksal ereilte.
Starb jemand in diesem fast ausschließlich katholischen Land, und gehörte einer anderen Religion an, durfte er nicht auf einem der allgemeinen Friedhöfen bestattet werden. So entstand in Rom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, unweit der Bahnstation Ostia, für jene Verstorbenen der nicht-katholische Friedhof.
Einer von ihnen war Goethes Sohn August, der sich im April 1830 auf eine Reise begab von der er nie zurückkehren sollte. Er erlag im Oktober des gleichen Jahres in Rom einer Pockeninfektion.
Heute ist der nicht-katholische Friedhof, in Nachbarschaft der Cestius Pyramide gelegen,  ein touristischer Magnet. Um ihn herum quietscht und rumpelt die Straßenbahn, Busse und Autos holpern übers Kopfsteinpflaster. Und doch macht sich unter schattigen Pinien im üppigen Grün eine Beschaulichkeit breit, die zum Verweilen einlädt. Es kann sein, dass in einem solchen Moment eine der Wächterinnen der Toten um deine Beine streift: eine der vielen Katzen, die an diesem Ort ein Zuhause gefunden haben. 


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