Die Oriente, Ecuador
























Es ist schon merkwürdig, in einem altersschwachen Bus zu sitzen, und von einer dreitausend Meter hohen Ebene über eine Piste hinunter in den Regenwald zu fahren. So weit man sehen kann, grün bewaldete Berge, und Nebelschwaden die aus den Tälern emporsteigen. Hin und wieder haben wir Gegenverkehr. Wenn sich abmühende Lastwagen uns entgegenkommen, wird es eng. Besonders wenn sich eine Traube von Menschen an den Türen festklammert. Auf halber Strecke hielten wir an um eine Pause zu machen. Eine drückende Hitze schlug uns entgegen.
Um die Oriente, den Osten Ecuadors, in dem die Regenwälder des Amazonasbeckens liegen, ist es nicht gut bestellt. Schuld daran ist das schwarze Gold, das Erdöl, was Ecuador in großen Mengen besitzt, und für ein eher armes Land, ein Devisenbringer ist. Die Regierung nutzt das mit Hilfe einer staatlichen Ölgesellschaft reichlich aus. In über dreitausend Kilometer langen Pipelinesystemen wird das Öl aus den Regenwäldern zur Pazifikküste geleitet. Zahlreiche undichte Stellen und marode Pipelines sorgen dafür, dass das Schweröl ins Grundwasser und in die Flüsse gelangt.
Aber das ist noch nicht alles. Wenn die Ölgesellschaften gegangen sind, kommen die Bulldozer und roden das Land. Man hört stürzende Bäume den ganzen Tag. Hier entstehen dann Monokulturen aus Palmölpalmen, und die Flüsse werden mit Pestiziden vergiftet. So wird die Lebensgrundlage der Bewohner  dieser dünn besiedelten Region vernichtet: der Fischfang. Inzwischen stirbt jeder Dritte an Krebs, und große Teile der Bevölkerung leiden an Atemwegs- und Hautkrankheiten. Aber die Vernichtung geht weiter, trotz weltweiter Proteste der Umweltschutzorganisatoren.












Die Katzen von Rom
























Zu den Plätzen mit dem höchsten Lärmpegel der Stadt, gehört zweifellos die Piazza Argentina. Wenn man an der Balustrade steht und zu den Ruinen hinabschaut, entgeht einem nicht, dass sich hier Katzen aufhalten. Man kann es fast nicht glauben, aber hier lebt eine Population von zweihundertfünfzig Katzen.
Etliche freiwillige Helfer sorgen dafür, dass die Tiere, mit Hilfe von Spenden, gefüttert, sterilisiert und medizinisch versorgen werden. Seit 2001 haben die Katzen sogar von der Stadtverwaltung eine offizielle Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Nun dienen die Ruinen als Katzenasyl.
Eine ähnliche Situation findet man auf dem nichtkatholischen Friedhof. Dort hat sich Signora Talli der Problematik angenommen. Unterstützt von vielen Helfern und einer
englisch - italienischen Vereinigung, die für die ebenfalls beachtliche Anzahl von Tieren Medizin und Impfstoff liefert. Auch hier ist man auf Spenden angewiesen. Am Eingang des Friedhofs gibt es für Besucher eine Spendenbox.
Des Weiteren findet man in vielen Parkanlagen ausgesetzte oder verwilderte Katzen. Auch auf dem Zentralfriedhof dem Campo Verano. Schon nachdem man das Eingangstor passiert hat, fühlt man sich von unsichtbaren Augen verfolgt. Die meisten von ihnen sind scheu. Zwischen historischen Gräbern und Mausolen findet man überall Plastikteller mit Spaghetti oder mit Trockenfutter. Ich lies mir Zeit, setzte mich auf den Rand eines Grabsteins und wartete. Es dauerte nicht lange, bis die erste zum Vorschein kam. Ein Tiger mit großem weißen Lätzchen auf der Brust, maunzte mich an, und rieb seinen Kopf an meinen Beinen.


nach einer Krebsoperation......







Zu den Sanddünen des Erg Chebbi
























Es ist immer wieder wie ein Wunder. Man fährt stundenlang durch eine einfarbige Landschaft. Je nach Sonnenstand, durch ein morgendliches Hellrosa, durch ein mattes Gelb in der Mittagshitze oder ein flammendes Rot bei Sonnenuntergang. Und dann geschieht das “Wunder”. Wie aus dem nichts taucht am Horizont eine Oase auf, hunderte von Dattelpalmen, so grün, dass man es nicht glauben kann.



















Dieses Mal hieß das “Wunder” Erfoud, eine ehemalige Garnisonsstadt im Grenzgebiet zu Algerien, und Etappe auf unserer Fahrt am nördlichen Rand der Sahara entlang, zu den Sanddünen des Erg Chebbi.
Es wurde Abend. Auf einem Campingplatz schlugen wir unser Zelt auf. Wasser gab es ausreichend, die Beleuchtung war spärlich, aber wir waren müde und wollten nur noch schlafen.
Als wir am folgenden Morgen aus dem Zelt krochen, hatte der Sonnenaufgang die Landschaft in Rosa getaucht. Der Weg nach Süden führte uns durch ein Feld mit Fossilien durchsetztem grauen Sedimentgestein. Mehrere hundert Millionen Jahre alte Versteinerungen von Meerestieren. Muscheln, Ammoniden, Fische, Seelilien als Fossilien, stehen am Straßenrand zum Verkauf. Zeugen eines Korallenriffs das sich hier einst ausbreitete. Das Meer existiert immer noch, aber es ist zu Sand geworden.
Und dann tauchte Merzouga auf, und dahinter unübersehbar der Erg Chebbi, eine der größten Sandwüsten Marokkos. Erg bedeutet Sandberg und trifft so den Nagel auf den Kopf, denn die Höchste dieser beeindruckenden Sanddünen ist an die hundertfünfzig Meter hoch. Sand soweit das Auge blickt, und in der Nacht ein Himmel, so reich an Sternen wie die Wüste an Sandkörner.



 


Moderne Zeiten in Wien









































Er stand auf der Kärntnerstraße und sammelte Spenden für ein afrikanisches Projekt. So kamen wir ins Gespräch. Er war ein waschechter Wiener, studierte in Wien, aber in seinen Träume verweilte er in Dublin. Er hatte gerade zwei Monate dort verbracht und begann sofort wieder zu schwärmen. Als ich bemerkte, Wien sei doch eine sehr schöne Stadt, überlegte er einen Moment und sagte dann im schönsten Wiener Schmäh : Weißt du, ich sag mir immer, Wien ist eine schöne Stadt um alt zu werden.
Später dachte ich über diesen Satz nach. Zugegeben, Wien traditionsreich zwischen Biedermeier und Jugendstil kann wunderbar altmodisch sein. Es kommt einem vor, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Ich betrat ein Kaffeehaus, bestellte einen Einspänner (schwarzer Kaffee mit Schlagsahne und Staubzucker) und begab mich in die Rolle des stillen Beobachters. Auf den ersten Blick schien alles wie seit ewigen Zeiten, so muss es vor hundert Jahren auch schon zugegangen sein. Einige Köpfe steckten vertieft in einer der Tageszeitung, die in umfangreicher Auswahl zu Verfügung stehen. Der Ober in einem schwarzen Anzug und weißem Tuch über dem Arm. Die Kuchenmädchen in schwarzer Uniform mit weißen Spitzenschürzen.
Dieser Eindruck änderte sich, als jemand eintrat und sein Notebook aufklappte. Im Kaffeehaus geht man heute kabellos ins Internet. Ich studierte aufmerksam die Karte und musste feststellen, dass sich neben der Melange und dem Einspänner, Café Latte und Cappuccino eingeschlichen hatten. Annäherungen der Wiener an moderne Zeiten. Und noch etwas hatte sich geändert. Früher tauchte man beim Betreten eines Kaffeehaus ein in Zigarettendunst und Kaffeeduft. Seit Juni 2010 herrscht Rauchverbot. Für viele eine Erholung, für Raucher eine Katastrophe.
Steigt man am International Centre aus der U-Bahn und hebt seinen Blick zu den Wolkenkratzern, dann gibt es keinen Zweifel, dass es wirklich existiert: Das moderne Wien.


Zeit der Herbstzeitlosen

























Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang, der am ersten September, drei Wochen vor dem Kalendarischen beginnt, sieht man auf feuchten Wiesen die violetten Kelche der Herbstzeitlose leuchten. Auch wenn die Sonne noch so sommerlich daherkommt, sie lassen keinen Zweifel aufkommen, dass ein Jahreszeitwechsel bevorsteht. Die Sonne steht tiefer als noch vor ein paar Wochen. Die Schatten sind länger geworden, und wenn man genau hinschaut, sieht man, dass das satte Grün des Sommers Farbe verloren hat. Überall hat es gelbe und rostfarbene Flecken bekommen. Morgens liegt der Weg unter den Platanen voller dürrer Blätter.
Die Herbstzeitlose schaut aus wie ein Krokus, gehört aber zu der Familie der Lilien. Doch Vorsicht, lassen Sie Ihre Kinder keine Blumen pflücken. Die Pflanze ist sehr giftig. Sie enthält das Zellgift Colchizin, was dem Arsen sehr ähnlich ist. Nach anfänglichen Magen-Darm Beschwerden kann nach eins bis zwei Tagen der Atemstillstand eintreten.


Das Orang Utan Sanctuary in Sepilok

























Borneo gehört zu Malaysia und Malaysia verfügt über die ältesten Wälder der Erde. Holz ist eines der wichtigsten Exportartikel. Leider hat das, wie in vielen anderen Ländern,  zu massiven Verwüstungen des Regenwaldes geführt. Die Folgen sind Erosionsschäden, Vernichtung des Lebensraums für Menschen und Tiere. Nur die Nationalparks sind vor dem Zugriff der Holzgesellschaften sicher. Jedoch ist die Fläche dieser Naturschutzgebiete im Vergleich mit den Flächen die kontinuierlich abgeholzt werden, verschwindend klein.
In Borneo haben vor allem die Menschenaffen, der Orang Utan, darunter zu leiden. Sie sind Einzelgänger und brauchen demzufolge als Lebensraum ausgedehnte Waldgebiete. Orang Utan heißt Waldmensch. Folgt man im Regenwald einem Trail, steht man irgendwann vor einer Hängebrücke, daneben ein Schild mit der Aufschrift 1 Orang oder 3 Orang. Personenbegrenzung. Der Übersetzung nach zu urteilen hat man den Orang Utan einmal für eine Art Waldmensch, und nicht für ein Tier gehalten.
In Sepilok, in der Nähe der Stadt Sandakan befindet sich ein Orang-Utan-Rehabilitationszentrum. Die Station beherbergt hauptsächlich in Gefangenschaft geratene, unerlaubt gehaltene Orang Utans. Ihre Vorgeschichte ist oft unklar. Zum Teil wurden erwachsene Tiere bei Rodungsarbeiten verletzt, manchmal auch mit Absicht getötet und die Jungtiere eingefangen und verkauft. Solche später konfiszierte Tiere sind meist krank oder sogar psychisch gestört. Hinzu kommt, dass so gut wie keins der Tiere jemals gelernt hat, sich selbst Futter zu beschaffen. In Sepilok versucht man sie an ein Leben in Freiheit zu gewöhnen. Ein Spektakel ist die tägliche Fütterungszeit. Auf einer Fütterungsplattform, gut sichtbar für Besucher der Station, werden Früchte ausgelegt. Es ist schön anzusehen wie sich die Tiere aus allen Himmelsrichtungen, über Äste und Lianen, vorsichtig an das Futter heran pirschen.


Korup National Park, Kamerun


























Ein neues Land, ein neuer Regenwald. In Douala war ich im Dunst des morgens mit dem Bus gestartet, und hatte auf holprigem Asphalt einhundert-vierzig Kilometer zurückgelegt. Dann hundert Kilometer  Piste, zum Glück herrschte Trocken-zeit, so schaffte es das Buschtaxi in viereinhalb Stunden. Unterwegs hatten wir die Region gewechselt, man spricht nun Englisch, im größten Teil Kameruns hingegen ist Französisch die Amtssprache.
Am späten Nachmittag in Mundemba angekommen fand ich am Ortsende in einem kleinen Hotel ein Zimmer.  Über dem Bett drehte sich müde ein Ventilator. Ich rüstete mich für die Nacht. Wer weiß ob es später noch Strom gibt. Ich packte mein Moskitonetz aus und befestige es in einer abenteuerlichen Konstruktion, mit einem Kleiderbügel als Verlängerung, am Fensterrahmen. Es hielt. Es war noch schwüler geworden, aber es half nichts, in der Dämmerung sind lange Hose und lange Ärmel wegen der Moskitos angesagt. An dieses Klima würde ich mich nie gewöhnen. In der Dämmerung wurde der einzige Baum, der einer Brandrodung stand gehalten hatte, von einer Schar Graupapageien als Schlafbaum in Beschlag genommen. Ihr nicht enden wollendes Pfeifen, Flöten und Schwätzen wiegte mich in den Schlaf.


Brettwurzelbaum























Der Korup Nationalpark liegt an der Grenze zu Nigeria. Halb so groß wie das Saarland beherbergt er allein vierhundert Baumarten, von denen mich die Ur-waldriesen mit den Brettwurzeln ganz besonders interessierten. Ein Guide führte mich über eine lange Hängebrücke, unter uns ein fast ausgetrocknetes Flussbett.
Auf einer Hängebrücke zu laufen ist ein merkwürdiges Gefühl. Sie schwingt nicht nur auf und ab, sondern auch von rechts nach links.
Der Park gehört zu der Gruppe der tropischen Tieflandregenwäldern und birgt in sich einen wahren Apothekergarten. Allein an die hundert Gewächse gehören zu den Heilpflanzen, aber gerade mal die Hälfte sind wissenschaftlich erforscht.
Ansonst ist dieser Regenwald die Heimat von Waldelefanten, Leoparden, Schimpansen und Tieflandgorillas. Allerdings hat man als nur kurz verweilender Besucher der Randzonen des Naturschutzgebiets kaum die Chance eines der Tiere zu sehen.
Termitenbau