Rom, Piazza Navona

                                                                                                                 
Es ist 19.00 Uhr. Nach einem heißen Tag füllt sich das Oval der Piazza. Römer bei ihrem Abendspaziergang, Kinder die auf Marmorbänken ihr Gelato schlecken, Touristen auf der Suche nach einem Platz wo sie ihre müden Beine ausstrecken und was essen können. Manche lassen von sich von den Malern auf dem Platz ein Portrait oder eine Karikatur anfertigen. Musik tönt über den Platz.
Langsam treffen die Straßenhändler ein. Alle kommen sie aus dem Senegal. Es sind Brüder, Cousins, Freunde, allesamt Söhne senegalesischer Fischer und Bauern - die Opfer der Globalisierung. Sie können ihre Waren nicht mehr auf dem Markt verkaufen. Billige Produkte aus Europa überschwemmen ihr Land, und schwimmende Fischfabriken fischen die Meere leer. So kratzen die Familien alles Geld zusammen um ihre Söhne übers Meer nach Europa zu schicken, in der Hoffnung, dort das nötige Geld zu verdienen um die Familie zu ernähren. Viele von ihnen kommen nie an, einige landen im Süden von Spanien, leben dort unter einem Meer aus Plastik um Tomaten zu ernten. Andere landen in den Metropolen Europas, wie hier auf der Piazza Navona und leben vom Verkauf von Taschen, Gürtel, Sonnenbrillen. Imitationen von Armani, Prada und Gucci und Co.

 

Gerade haben sie ihre Ware auf weißen Tüchern am Boden ausgebreitet, als der Wagen der Finanzpolizei auf dem Platz vorfährt. Geschwind raffen sie die Tücher mit Inhalt an vier Enden zusammen und ver-schwinden für eine Weile in den Seitengassen.
Die Frau, neben mir auf der Bank sehe ich mehrmals die Woche. Nach der Arbeit kommt sie oft hier vorbei, um wie ich dem bunten Treiben zuzuschauen. Sie arbeitet für die Carabinieri. Über die Händler aus dem Senegal denkt sie pragmatisch. Wenn man ihnen die Möglichkeit Geld zu verdienen nimmt, stehlen sie, sagt sie. Was also ist schlimmer?

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