Rom, Piazza Firenze im Oktober

Ich sitze mit einem Cappuccino vor einer Bar auf der Piazza Firenze. Ein herzzerreißendes Fiepen reißt mich aus meinen Gedanken und lenkt meine Aufmerksamkeit in eine Seitengasse. Ein kleiner schwarzer Welpe rennt verstört die Gasse auf und ab, wirft sich jedem der entlang kommt, verzweifelt vor die Füße. Ich stehe auf und nähere mich der Szene. Es ist ein kleiner stämmiger Kerl mit wuscheligem Fell. Den Pfoten nach zu urteilen, wird er bestimmt einmal eine stattliche Größe erreichen. Mit Sicherheit wurde er ausgesetzt. Eine alte Römerin in Pantoffeln tritt aus dem Bäckerladen, schaut überrascht und beginnt laut über die Oberflächlichkeit der Menschen zu lamentieren. Mehrmals beteuert sie, dass sie den Hund nicht nehmen kann. Sie hat schon einen Hund. Sie hält die Hand ungefähr in der Höhe ihres Knies. So groß ist er, sagt sie. Mit einem aufordernden Blick meint sie auf einmal, daß ich ihn doch nehmen könnte. Ich winke ab, erkläre ihr dass ich Touristin bin und ihn auch nicht nehmen kann. Getrieben springt der Kleine verzweifelt hin und her. Motorinos schießen über das Kopfsteinpflaster. Etwas ratlos versuche ich ihn von der Straße fernzuhalten. Doch er ist zu panisch, lässt sich immer nur für kurze Zeit ablenken. Ich glaube, er weiß, dass es um alles geht. Immer mehr Menschen bleiben stehen und  beratschlagen hilflos über das was zu tun sei. Zwei Herren in dunkelblauen Anzügen treten aus dem gegenüberliegenden Haus. Die alte Römerin beginnt von neuem über die Schlechtigkeit der Menschen zu schimpfen und fordert die Beiden auf etwas zu unternehmen. Der kleine Kerl will ständig wegrennen. Die Männer in den Anzügen debattieren kurz miteinander. Einer macht dem Treiben ein Ende. Er öffnet den Kofferraum seines Autos das vor der Tür steht, setzt den kleinen Hund hinein, läßt aber den Deckel auf. Der andere wählt eine Nummer auf seinem Handy und spricht eine Zeit lang mit jemand. Dann warten sie. Kurze Zeit später kommt eine junge Frau auf einem roten Motorino daher. Sie hebt den Kleinen aus dem Kofferraum, drückt ihn liebevoll an sich und steckt ihn dann in eine verschließbare Korbtasche die sie auf dem Motorino zwischen ihre Beine klemmt und davon braust. Ihre schwarzen Haare wehen im Wind. Erleichtert löst sich die Versammlung auf.

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