Der Kilimandscharo - der Aufstieg Tag drei























Der dritte Tag. Früher Morgen, die Sonne schien, es war aber empfindlich kalt. Vor uns im klaren Morgenlicht der Kibo, unter uns eine geschlossene Wolkendecke. Der Tag begann wieder mit einer Katzenwäsche. Es gab zwischen den Hütten im Freien einen Wasserhahn für alle, oder als Alternative im Senicienhain hinter den Hütten einen gluckernden Bach mit eiskaltem, klaren Wasser. Einige Frauen machten Gebrauch davon, denn dort war man einigermaßen vor Blicken geschützt.  






















Senicien können 2000 Jahre alt werden und man findet sie nur in den Bergen Ostafrikas. 
Sie wachsen geradezu in Zeitlupe. Pro Jahr etwa fünf Zentimeter. So kann man sich ungefähr eine Vorstellung machen, wie alt diese zirka fünf Meter hohen Exemplare sein müssen.
Unsere Sportler, die am Vortag bis auf 2700 Meter abgestiegen waren, erreichten im Laufe des Vormittags die Horombo Hütte. Ihre Beschwerden hatten sich deutlich gebessert. Gemeinsam stiegen wir im alten Trott - pole, pole - immer schön langsam, zum Hochplateau am Fuß des Mawenzi auf ca. 4000 Meter. Es sollte ein Akklimatisierungstag sein. Am späten Nachmittag folgte wieder der Abstieg zur Horombo Hütte, um dort noch einmal zu übernachten. Der Kibo hatte sich schon wieder in einen Wolkenmantel gehüllt. 

Der Kilimandscharo - der Aufstieg Tag zwei

























Unser Tagesziel war die Horombo-Hütte in 3700 Meter Höhe. Erneut waren 1000 Höhenmeter zu überwinden. Wir füllten unsere Wasserflaschen und verschwanden im Berg-nebelwald, der uns mit sehr steilen, glitschigen Passagen aus Steinen und Wurzeln über-raschte. Am Morgen war uns nahe gelegt worden, aus Gründen der Gewöhnung an die Höhe, langsam zu laufen. Unsere Träger, meist Jugendliche, die sich auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdienten, erinnerten uns unterwegs daran. Pole, Pole, langsam, langsam riefen sie uns lächelnd zu, während sie uns, mit 20 Kilo Gepäck auf dem Kopf, eiligen Schrittes überholten. 














































Nach mehr als einer Stunde traten wir aus dem Wald in eine alpine Moorvegetation, mit baumhohem Heidekraut, Lobelien, Protea. Üppiger Flechtenbewuchs hing von den Bäumen herab. Der Kibo und sein Nachbar der Mawenzi mit “nur” 5200 Meter Höhe tauchten im Nebel auf. Sie schienen uns noch so weit entfernt. 
Immer wieder zogen Nebelschwaden über uns hinweg. Am Nachmittag, auf den letzten hundert Metern bevor wir die Hütten erreichten, kamen uns zwei unserer Sportler schon wieder entgegen. Sie hatten der Jagd nach Rekorden nicht widerstehen können, und waren zu schnell aufgestiegen. Untrügerische Anzeichen von Höhenkrankheit - Übelkeit und irrsinnige Kopfschmerzen - zwangen sie abzusteigen. 
Oben angekommen waren unsere Träger schon beim Kochen. Das gesammelte Holz war feucht und verbreitete einen beißenden Qualm. Unglaublich was sie alles scheinbar mühelos den Berg hinauf getragen hatten. 






















Es gab Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln und schmeckte sehr gut. Als die Sonne untergegangen war, wurde es sehr kühl. Warm eingepackt saßen wir noch lange in der Dunkelheit und bestaunten, fernab von jeglicher Lichtverschmutzung, einen unbeschreiblichen Sternenhimmel. Über und das Kreuz des Südens. Der Mond lag auf dem Rücken und sah aus wie eine Wiege.

Der Kilimandscharo - der Aufstieg Tag eins



Als wir am nächsten Morgen das Park Headquarter erreichten, erwartete uns ein chaotisches durcheinander von Rucksäcken, Fotoausrüstungen, Jutesäcken, Teleskopstöcken. Mittendrin hatten sich unsere Träger auf den Gepäckstücken ausgestreckt, um sich vor dem bevorstehenden, anstrengenden Tag noch einmal ausruhen. Als der “Startschuss” fiel, setzten wir uns in Bewegung, gefolgt von einer dreißigköpfigen Karawane die unser Gepäck und die Lebensmittel den Berg hinauf trug. Wir hatten nur unseren Tagesbedarf zu tragen, etwas zum Essen und zu Trinken, Pflaster und Sonnencreme, und die Fotoausrüstung.























Um die erste Zieletapppe, die Mandarahütte in 2700 Meter zu erreichen, mussten wir 1000 Höhenmeter überwinden. Zuerst liefen wir durch einen dichten, schattigen Regenwald. Rechts und links eine grüne Wand durch die hin und wieder ein paar Lichtstahlen drangen, begleitet von Vogelgekreische, flinke Colobusaffen lärmten in den Ästen, der mit Moos behangenen Bäume, schillernde Schmetterlinge.
Nach ungefähr drei Stunden verließen wir das schützende Blätterdach, und erreichten eine lichtere Vegetationszone. Wir waren in Äquatornähe, es war höchste Zeit Sonnencreme aufzutragen. Nach weitern zwei Stunden kamen wir durchgeschwitzt an unserem Ziel an. Zeltartige Hütten, einst von Entwicklungshelfer gebaut, dienten als Asyl für die Nacht, die schon gegen sieben hereinbrach.


Der Kilimandscharo - die Ankunft







































Wir hatten das winterliche Deutschland hinter uns gelassen und  landeten nach einem ca. achtstündigen Flug auf dem Kilimandscharo International Airport in Tansania. Unterwegs hatte man Gelegenheit den einen oder anderen Teilnehmer ein wenig kennen zu lernen. Es war eine muntere Gruppe im Alter zwischen 25 und 50, darunter Gipfelstürmer, Wanderer wie du und ich und ein Marathonläufer. Raucher und Nichtraucher, also Menschen auf sehr unterschiedlichem sportlichen Niveau. Das Kapital was ich mitbrachte war, dass ich viel und gut zu Fuß bin - aber ob das reichen würde wusste ich nicht. 
Ein kleiner Bus brachte uns vom Flughafen über Moshi zum Kibohotel. Als wir ausstiegen, fiel unser Blick sofort auf den Riesen mit der weißen Haube, der in den afrikanischen Himmel ragte. Es ist grotesk, denn man sollte meinen, dass sich Äquator und Schnee eigentlich auszuschließen hätten.

Die Bezeichnung Kilimandscharo, oder auch Kilimanjaro geschrieben, stammt aus der suahelischen Sprache und bedeutet soviel wie leuchtender Berg. Wie die  meisten Vulkanberge ist er in keiner Weise mit unseren Alpen zu vergleichen. Erstens, wegen der Höhe, denn Europa kann Berge von 6000 Meter Höhe nicht aufweisen. Zweitens, im Gegenteil zu unseren europäischen Alpen sind für die Besteigung keine bergsteigerische Fähigkeiten erforderlich. Die Schwierigkeit liegt in einer Hürde, die man in unseren Bergen nirgendwo austesten kann. Es ist die Höhenkrankheit die einem, unabhängig von körperlicher Fitness, den Aufstieg erschweren oder gar vollkommen unmöglich machen kann. 





Der Kilimandscharo










































Das allererste Mal sah ich ihn aus der Luft. Ich saß mit fünf Schweizern in einer einmotorigen Cessna, und war auf dem Weg in die Serengeti. Als der Sechstausender in meinem Blickfeld auftauchte, wurde mir ganz anders. Der Pilot, ein Engländer der schon sein Leben lang in Kenia lebte, hörte meinen Freudenausbruch im Hintergrund und flog extra für mich eine Schleife und näherte sich dem höchsten Berg Afrikas. Ich dachte insgeheim, wie wunderbar es wäre, da oben herumzulaufen. Aber ich behielt diese Träumerei für mich, denn ich hielt es gar nicht für möglich. Dieses Unterfangen gehörte für mich in die Kategorie Expedition, also nur was für Profis. Hätte ich damals über meine Gedanken gesprochen, ich bin überzeugt, der Pilot hätte mir bestimmt erzählt, wie man es anstellt. 
Jahre später blätterte ich im Katalog eines Trekkinganbieters und stolperte über die Überschrift: Bergwandern am Kilimandscharo - ich war sofort Feuer und Flamme. Anfangs machte ich mir noch Gedanken, ob ich da hoch und wie wieder runter komme. Ich wanderte schon immer sehr gerne, aber bin keine Bergziege. Größere Höhen überwand ich lieber mit der Seilbahn. Die Bedenken wurden mir genommen, denn in der Beschreibung stand, dass demjenigen, der den Aufstieg nicht schafft, ein Guide für den Abstieg zur Seite stehen würde. Die Entscheidung war gefallen.

Strände in Kamerun

























Kamerun verfügt über mehr als dreihundert Kilometer Atlantik-küste mit herrlichen Stränden in einsamen Buchten. Jedoch findet man menschenleere Strände nicht unbedingt, wenn man sich für ein Strandhotel entscheidet. 
Ich war in einem Buschtaxi, auf einer gut ausgebauten Straße unterwegs. Die Strecke verlief parallel zur Küste. Im Hintergrund, grüne Wildnis mit alles überragenden Urwaldriesen und in einen Schleier aus Dunst gehüllt, der viertausend Meter hohe Mount Kamerun. An einer Stelle wo der Gebüschstreifen zum Strand besonders schmal war, ließ ich den Fahrer anhalten, und stieg aus. Ein enger Pfad führte durch dichtes Grün, und zwei Minuten später war ich am Strand. 




















Eine frische Brise machte das Treibhausklima auf einen Schlag erträglich. „Schwarzer“ Sand, einst aus dem Schlund des Vulkans im Hintergrund gespuckt, gesäumt mit Palmen und einer Vielzahl tropischer Bäume, die auf dem fruchtbaren Boden prächtig gedeihen. Weit und breit kein Mensch zu sehen, keine Fußspuren, keine Plastiktüten nur  geballte Natur. Es war Ebbe, das Meer hatte sich leicht zurückgezogen. Ich breite mein Strandtuch im Schatten eines Baumes aus, und genoss einen Tag allein am Fuße des Mount Kamerun mit der tosenden Brandung des Atlantik.